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Traditionelle Herbstfeste in Österreich

Traditionelle Herbstfeste in Österreich: Ein umfassender Guide zu Brauchtum & Terminen

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Sie fragen sich, welche Feste und Bräuche den Herbst in Österreich so besonders machen? Dieser Guide ist für alle gedacht, die die authentische Kultur des Landes erleben möchten – von Einheimischen, die neue Traditionen entdecken wollen, bis hin zu Touristen, die eine Reise planen. Wir beantworten die Frage: Was sind die wichtigsten traditionellen Herbstfeste in Österreich und wo kann man sie erleben?

Der österreichische Herbst ist eine Zeit der Ernte, der Dankbarkeit und tief verwurzelter Traditionen. Von farbenprächtigen Almabtrieben über genussvolle Weinfeste bis hin zu mystischen Krampusläufen – diese Feste sind ein lebendiger Ausdruck der regionalen Identität.


1. Erntedankfest: Dank für die Gaben der Natur

Das Erntedankfest ist eines der grundlegendsten ländlichen Feste und markiert den Abschluss der Erntezeit.

  • Herkunft: Die Tradition, den Göttern für eine reiche Ernte zu danken, ist vorchristlich. Das Christentum integrierte diesen Brauch und feiert Erntedank meist am ersten Sonntag im Oktober.
  • Was wird gefeiert? Im Kern geht es um die Dankbarkeit für die Früchte der Erde und die landwirtschaftliche Arbeit. Oft werden Kirchenaltäre mit Erntegaben wie Getreide, Obst und Gemüse geschmückt. Ein zentrales Symbol ist die kunstvoll gebundene Erntekrone.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Steiermark: Der Grazer Erntedankumzug ist bekannt für seine prächtigen Festwägen.
    • Niederösterreich: Das Kürbisfest im Retzer Land (z.B. in Zellerndorf) verbindet Erntedank mit der regionalen Kürbiskultur und bietet kulinarische Spezialitäten.
    • Tirol: In der Region Alpbachtal werden besonders eindrucksvolle Erntekronen gefertigt und bei Prozessionen gezeigt.

2. Almabtrieb / Viehscheid: Die farbenprächtige Rückkehr ins Tal

Wenn der Sommer auf den Almen endet, ist der Almabtrieb ein Höhepunkt im bäuerlichen Kalender und ein unvergessliches Erlebnis für Zuschauer.

  • Herkunft: Dieser Brauch entstand aus der alpinen Landwirtschaft, um das Vieh (Kühe, Schafe, Ziegen) vor dem ersten Schneefall sicher von den hochgelegenen Sommerweiden (Almen) zurück in die heimatlichen Ställe zu bringen.
  • Was wird gefeiert? Die sichere und unfallfreie Rückkehr der Hirten und Tiere. Ist der Sommer gut verlaufen, werden die Tiere prachtvoll geschmückt – mit bunten Bändern, Spiegeln und großen Glocken, die böse Geister abwehren sollen. Dieser Schmuck wird als „Aufkranzen“ bezeichnet.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Tirol: Der Almabtrieb in Mayrhofen im Zillertal oder in Reith im Alpbachtal zieht jährlich tausende Besucher an. Tipp: Frühzeitig anreisen, um einen guten Platz zu ergattern!
    • Salzburgerland: In Orten wie Dienten am Hochkönig oder beim Rupertiwinkl-Almabtrieb wird die Tradition großgeschrieben.
    • Vorarlberg: Im Bregenzerwald (z.B. in Schwarzenberg) wird der Almabtrieb oft als „Viehscheid“ bezeichnet und ist ein wichtiges Dorffest.

3. Weinfeste & Weinherbst: Genuss für Gaumen und Seele

Der Herbst ist die Zeit der Weinlese. In den Weinregionen Ostösterreichs wird dies mit zahlreichen Festen gefeiert, die oft unter dem Begriff „Weinherbst“ zusammengefasst werden.

  • Herkunft: Die Feierlichkeiten nach dem Einbringen der Trauben sind eine jahrhundertealte Tradition der Winzer.
  • Was wird gefeiert? Der Abschluss der Weinlese, der neue Jahrgang und die Verkostung des jungen Weins, der als „Sturm“ (Federweißer) bekannt ist.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Niederösterreich: Der „Weinherbst Niederösterreich“ ist ein Dach für hunderte Veranstaltungen in Regionen wie der Wachau, dem Kamptal oder dem Weinviertel („Tafeln im Weinviertel“).
    • Burgenland: Das Martiniloben rund um den Neusiedler See (z.B. in Rust, Gols) ist legendär. Winzer öffnen ihre Keller und laden zur Verkostung des jungen Weins ein.
    • Steiermark: Entlang der Südsteirischen Weinstraße laden unzählige Buschenschänken zur Verkostung von Wein und „Sturm“ ein. Die Steirische Weinwoche in Leibnitz ist ein zentrales Event.
    • Wien: Der Wiener Weinwandertag führt durch die malerischen Weinberge von Grinzing, Neustift am Walde und dem Kahlenberg.

4. Martinigansl & Martiniloben: Kulinarik trifft auf Legende

Rund um den 11. November, den Martinstag, dreht sich in Österreich alles um eine kulinarische Spezialität: die gebratene Gans.

  • Herkunft: Die Legende besagt, dass sich der Heilige Martin von Tours in einem Gänsestall versteckte, um seiner Ernennung zum Bischof zu entgehen. Das laute Geschnatter der Gänse verriet ihn jedoch. Der Martinstag markierte zudem das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres und den Beginn der winterlichen Fastenzeit.
  • Was wird gefeiert? Der Namenstag des Heiligen Martin. Traditionell wird ein festliches Mahl mit einer gebratenen Gans, Rotkraut und Knödeln serviert. Im Burgenland ist dies, wie erwähnt, eng mit der Weinverkostung („Martiniloben“) verbunden.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Burgenland: Das Martiniloben ist hier der Höhepunkt des Weinherbstes.
    • Wien & Niederösterreich: Zahlreiche Gasthäuser und Heurige bieten spezielle „Gansl-Wochen“ an. Eine Reservierung ist dringend empfohlen.

5. Krampus- und Perchtenläufe: Das Wilde im Winter

Wenn die Tage kürzer werden, erwachen furchteinflößende Gestalten zum Leben. Dieses Brauchtum ist besonders im Alpenraum verbreitet.

  • Herkunft: Diese Läufe haben heidnische Wurzeln und dienten dazu, die bösen Geister des Winters zu vertreiben. Später wurden sie mit der christlichen Figur des Heiligen Nikolaus verknüpft, wobei der Krampus den bestrafenden Gegenpol zum gütigen Nikolaus darstellt. Perchten sind hingegen Glücks- und Fruchtbarkeitsbringer.
  • Was wird gefeiert? Am 5. und 6. Dezember begleitet der Krampus den Nikolaus. Bei den Läufen ziehen die Krampusse (auch „Tuifl“ genannt) mit lauten Glocken, zotteligen Fellen und handgeschnitzten Holzmasken durch die Straßen.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Salzburg: Die Läufe im Gasteinertal oder der Salzburger Krampuslauf sind für ihre Wildheit und Authentizität bekannt.
    • Tirol: In Osttirol, z.B. in Matrei, finden spektakuläre Läufe statt. In Imst sind die kunstvollen Masken berühmt.
    • Kärnten: In Bad Kleinkirchheim oder Villach gibt es große, organisierte Krampusumzüge.

6. Weitere wichtige Herbstbräuche

  • Leopolditag (15. November):
    • Was ist das? Gedenktag des Heiligen Leopold III., Schutzpatron von Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. In Wien und Niederösterreich ist es ein Feiertag und schulfrei.
    • Wo erleben? Das große Leopoldifest in Klosterneuburg mit dem berühmten „Fasslrutschen“ über ein riesiges Weinfass im Stift Klosterneuburg, das Glück bringen soll.
  • Allerheiligen & Allerseelen (1. & 2. November):
    • Was ist das? Ein eher stiller, aber tief verwurzelter Brauch. An diesen Tagen gedenkt man der Verstorbenen.
    • Wie wird gefeiert? Familien besuchen die Gräber ihrer Angehörigen, schmücken sie mit Gestecken und Kerzen (dem „ewigen Licht“). Eine kulinarische Besonderheit ist der Allerheiligenstriezel, ein süßes Hefegebäck, das oft als Patengeschenk dient.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Herbstfesten in Österreich

1. Wann ist die beste Zeit, um Herbstfeste in Österreich zu erleben? Die meisten Feste finden von September bis Ende November statt. September ist ideal für Almabtriebe und Weinfeste. Oktober für Erntedank- und Kürbisfeste. November steht im Zeichen des Martinigansls und der Leopoldifeiern, bevor Anfang Dezember die Krampuszeit beginnt.

2. Was ist der Unterschied zwischen einem Almabtrieb und einem Viehscheid? Beide Begriffe beschreiben dasselbe Ereignis: die Rückkehr des Viehs von der Alm. „Almabtrieb“ ist der gängigste Begriff in Österreich. „Viehscheid“ wird vor allem in Vorarlberg und im Allgäu (Deutschland) verwendet und bezieht sich auf das „Scheiden“ (Trennen) der Tiere, wenn sie im Tal ankommen und wieder ihren jeweiligen Besitzern zugeteilt werden.

3. Ist ein Krampuslauf für Kinder geeignet? Das hängt stark von der Veranstaltung und dem Kind ab. Viele Krampusläufe können sehr laut und furchteinflößend sein. Es gibt jedoch oft spezielle „Kinderkrampus“-Veranstaltungen oder Familienbereiche bei größeren Umzügen, die weniger wild sind. Es ist ratsam, sich vorab über den Charakter des jeweiligen Laufs zu informieren.

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