Winterzauber
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Traditionelle Winterfeste in Österreich

Traditionelle Winterfeste in Österreich: Ein Guide von Advent bis Fasching

Winterzauber

Sie möchten den Zauber des Winters in Österreich erleben und fragen sich, welche Bräuche und Feste diese Jahreszeit prägen? Dieser umfassende Guide ist für jeden gedacht, der die tief verwurzelten Traditionen des Landes verstehen und entdecken möchte. Wir beantworten die Frage: Was sind die wichtigsten Winterbräuche in Österreich und wo kann man sie authentisch erleben?

Von stimmungsvollen Christkindlmärkten über das wilde Treiben der Krampusse und Perchten bis hin zu den ausgelassenen Faschingsumzügen – der Winter in Österreich ist eine Zeit voller Magie, gelebter Kultur und unvergesslicher Erlebnisse.


1. Die Adventzeit: Besinnliche Vorbereitung auf Weihnachten

Die Adventzeit läutet den Winterzauber ein und ist die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten, die von unzähligen Bräuchen und dem Duft von Punsch, Keksen und Weihrauch begleitet wird.

  • Herkunft: Die Tradition des Advents als Vorbereitungszeit auf Weihnachten geht auf das 6. Jahrhundert zurück. Der Adventkranz mit seinen vier Kerzen wurde im 19. Jahrhundert von Johann Hinrich Wichern eingeführt und symbolisiert das Licht, das mit Christi Geburt in die Welt kommt.
  • Was wird gefeiert? Die freudige Erwartung der Ankunft des „Christkinds“, das in Österreich traditionell die Geschenke bringt. Jede Woche wird eine weitere Kerze am Adventkranz entzündet, was die zunehmende Helligkeit symbolisiert.
  • Regionale Highlights & Tipps: Die Christkindlmärkte
    • Wien: Der Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz mit dem „Herzerlbaum“ und dem „Wiener Eistraum“ ist weltberühmt. Kleinere, stimmungsvolle Märkte finden sich am Spittelberg oder vor dem Schloss Schönbrunn.
    • Salzburg: Der Salzburger Christkindlmarkt am Dom- und Residenzplatz gehört zu den ältesten der Welt und bietet eine märchenhafte Kulisse.
    • Tirol: Die Innsbrucker Bergweihnacht verteilt sich auf mehrere Plätze in der Altstadt, malerisch umrahmt vom Goldenen Dachl und den Alpen.
    • Steiermark: Graz, die „Stadt der Adventmärkte“, bietet zahlreiche Märkte mit unterschiedlichen Themen, darunter den „Aufsteirern“-Markt am Schlossberg.

2. Nikolaus, Krampus & Perchten: Wilde Gestalten der Finsternis

Anfang Dezember erreicht das Brauchtum einen wilden Höhepunkt. Es ist wichtig, zwischen dem Nikolaus mit seinem Begleiter, dem Krampus, und den Perchten der Rauhnächte zu unterscheiden.

  • Herkunft: Der Heilige Nikolaus von Myra (ein gütiger Bischof aus dem 4. Jh.) ist der Schutzpatron der Kinder. Der Krampus entstammt vorchristlichen Sagen und personifiziert das Böse, das vom Guten (Nikolaus) gezügelt wird. Perchten sind ebenfalls heidnischen Ursprungs und gehören zur Sagengestalt der „Frau Perchta“.
  • Was wird gefeiert?
    • Nikolaus & Krampus (5. & 6. Dezember): Der gütige Nikolaus beschenkt brave Kinder mit Nüssen, Äpfeln und Süßigkeiten. Sein finsterer Begleiter, der Krampus, erschreckt die unartigen Kinder mit seiner Rute und lauten Glocken.
    • Perchten (in den Rauhnächten): Perchten treten in zwei Gruppen auf: die hässlichen „Schiachperchten“, die den Winter und böse Geister vertreiben, und die schönen „Schönperchten“, die Glück und Segen für das neue Jahr bringen.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Salzburg: Die wilden Krampusläufe im Gasteinertal oder in St. Johann im Pongau sind legendär und nichts für schwache Nerven.
    • Tirol: In Osttirol, z.B. in Matrei, finden beeindruckende Umzüge mit kunstvoll geschnitzten Masken statt.
    • Steiermark: Das größte Krampusspiel Österreichs findet jährlich in St. Peter am Kammersberg statt.

3. Die Rauhnächte: Mystische Zeit zwischen den Jahren

Die zwölf Nächte zwischen dem 24. Dezember (Heiliger Abend) und dem 6. Januar (Heilige Drei Könige) gelten als eine magische und heilige Zeit.

  • Herkunft: Ein germanischer Brauch, der auf der Differenz zwischen Mond- (354 Tage) und Sonnenjahr (365 Tage) beruht. Diese „Tage außerhalb der Zeit“ galten als gefährlich und geheimnisvoll.
  • Was wird gefeiert? Laut Volksglauben stehen in den Rauhnächten die Tore zur Geisterwelt offen, und die „Wilde Jagd“ zieht über den Himmel. Es ist eine Zeit der Einkehr, des Orakelns und der spirituellen Reinigung. Ein weit verbreiteter Brauch ist das „Räuchern“ von Haus und Hof mit Weihrauch und Kräutern, um böse Geister abzuwehren.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Tirol: Beim „Anklöpfeln“ ziehen als Hirten verkleidete Sänger von Haus zu Haus und verkünden die Weihnachtsbotschaft.
    • Salzkammergut (OÖ): Der Glöcklerlauf in Ebensee am 5. Januar ist ein beeindruckender Lichterbrauch, bei dem die „Glöckler“ mit riesigen, von innen beleuchteten Kappen den Winter vertreiben und Glück bringen.

4. Weihnachten: Das Fest der Familie

Das Weihnachtsfest ist der Höhepunkt der Feierlichkeiten und wird in Österreich vor allem im engsten Familienkreis zelebriert.

  • Was wird gefeiert? Die Geburt Jesu Christi. Die Hauptfeier findet am Heiligen Abend (24. Dezember) statt. Familien versammeln sich um den Christbaum, singen Lieder wie das in Österreich entstandene „Stille Nacht, Heilige Nacht“, lesen das Weihnachtsevangelium und tauschen Geschenke aus, die das Christkind gebracht hat.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Österreichweit: Der Besuch einer Christmette um Mitternacht ist eine tief verwurzelte Tradition. Besonders stimmungsvoll ist diese im Wiener Stephansdom oder im Salzburger Dom.
    • Kärnten: Das „Turmblasen“, bei dem Bläser von Kirchtürmen Weihnachtslieder spielen, schafft eine einzigartige Atmosphäre.

5. Silvester & Neujahr: Der Jahreswechsel

Der Abschied vom alten und die Begrüßung des neuen Jahres werden in Österreich laut und fröhlich gefeiert.

  • Was wird gefeiert? Der Übergang ins neue Jahr. Um Mitternacht stößt man mit Sekt an, tanzt den Donauwalzer und wünscht sich „an guatn Rutsch“. Glücksbringer wie vierblättriger Klee, Rauchfangkehrer oder kleine Schweinchen werden verschenkt.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Wien: Der Silvesterpfad in der Wiener Innenstadt ist eine riesige Freiluftparty. Weltberühmt ist das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das weltweit übertragen wird.
    • Österreichweit: Das Bleigießen (heute meist durch Wachsgießen ersetzt) ist ein beliebter Brauch, um die Zukunft vorherzusagen.

6. Fasching: Der farbenfrohe Winteraustrieb

Der Fasching (Karneval) ist die letzte große Festperiode vor der 40-tägigen Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt. Es ist die Zeit der Ausgelassenheit, der Umzüge und der Bälle.

  • Herkunft: Heidnische Riten zur Vertreibung des Winters vermischten sich mit der christlichen Tradition, vor der langen Fastenzeit noch einmal ausgiebig zu feiern.
  • Was wird gefeiert? Die „fünfte Jahreszeit“, in der Narren die Herrschaft übernehmen. Kulinarisch ist es die Hochsaison für Faschingskrapfen.
  • Regionale Highlights & Tipps:
    • Kärnten: Der Villacher Fasching mit seinem Schlachtruf „Lei Lei“ ist der bekannteste in Österreich und wird im Fernsehen übertragen.
    • Steiermark/Salzkammergut: Der Ausseer Fasching ist berühmt für seine traditionellen Figuren wie die „Trommelweiber“ und die prachtvollen „Flinserl“.
    • Tirol: Imst (Schemenlaufen), Nassereith (Schellerlaufen) und Thaur (Mullerlaufen) sind Zentren der Tiroler Fasnacht mit imposanten Umzügen (finden nur alle paar Jahre statt).
    • Vorarlberg: Das Funkenabbrennen am ersten Fastensonntag ist ein spektakulärer Brauch, bei dem riesige Holztürme („Funken“) verbrannt werden, um den Winter symbolisch zu vertreiben.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Winterbräuchen in Österreich

1. Was ist der genaue Unterschied zwischen Krampus und Perchten? Obwohl sie ähnlich aussehen können, sind sie nicht dasselbe. Krampusse treten ausschließlich am 5. und 6. Dezember als Begleiter des Heiligen Nikolaus auf, um unartige Kinder zu bestrafen. Perchten gehören zu den mystischen Rauhnächten (Ende Dezember/Anfang Januar) und haben die Aufgabe, die bösen Geister des Winters zu vertreiben (Schiachperchten) und Glück zu bringen (Schönperchten).

2. Was genau sind die Rauhnächte? Die Rauhnächte sind die zwölf Nächte zwischen dem Heiligen Abend (24.12.) und dem Dreikönigstag (06.01.). Laut altem Volksglauben ist in dieser „Zeit zwischen den Jahren“ die Grenze zur Geisterwelt besonders dünn. Es ist eine Zeit für Rituale wie das Räuchern des Hauses, für Orakel und für die Einkehr.

3. Wann öffnen die meisten Weihnachtsmärkte in Österreich? Die meisten Christkindlmärkte öffnen Mitte November und dauern bis zum 23. oder 24. Dezember. Einige Märkte, insbesondere in Wien, haben auch nach Weihnachten als „Neujahrsmärkte“ noch bis Anfang Januar geöffnet. Es empfiehlt sich, die genauen Öffnungszeiten vor einem Besuch zu prüfen.

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